Mobile Kommunikation an Bord

Letzte Aktualisierung: Februar 2009

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Mobil Surfen im Ausland

"Normales" Telefonieren ist zwar im Ausland schon teurer als zu Hause, aber es treibt einen in der Regel nicht in den Ruin. Diese Gefahr besteht jedoch durchaus beim mobilem Datenverkehr im Ausland, wozu neben dem Surfen per Computer verstärkt auch der Internetzugang per Handy und Smartphone zählt. All die smarten iPhones, Blackberrys, Palm Pres, Google Phones und WinMobs müssen Daten saugen wie Vampire Blut, sonst hätten sie keine Existenzberechtigung. Das kann brutal (!) teuer werden! Nachfolgend geht es also um die hohe Kunst der internationalen mobilen Datenkommunikation unter Vermeidung eines anschließenden finanziellen Desasters.

Die Optionen fürs mobile Surfen sind vielfältig:
Mobil surfen (Diagramm)
Diagramm: Mobil surfen im Ausland

1. Mobilfunk

Zur Datenübertragung nutzen aktuelle Geräte heute die Mobilfunktechnologien GPRS ("2G") und UMTS ("3G") mit ihren jeweiligen Kommafünf-Varianten. Diese Technologien sind grundsätzlich auch in allen Ländern, die uns Mittelmeer-Segler interessieren, verfügbar. Wen es interessiert, der kann sich hier ausführlicher über die verschiedenen Technologien informieren: klick.

A. Die bequeme Lösung: Daten-"Roaming" mit heimatlicher Karte

(a) UMTS/GPRS by Call

Jeder, der ein UMTS/GPRS-fähiges Mobiltelefon besitzt, kann diesen Datenzugang sofort und ohne besondere Anmeldung nutzen. Auch im Ausland. Einfach Browser oder Mail-Client starten und los geht's. Hört sich doch gut an, nicht wahr? Aber die Sache hatte bisher einen gewaltigen Haken: die e-n-o-r-m-e-n Kosten! UMTS/GPRS-by-Call kann in ungünstigen Tarifen (z.B. 1&1 Handy Flat!) schon im Inland fast 20 Euro pro Megabyte kosten; im Ausland werden dem Surfer gar über 40 Euro pro MB aus der Tasche gezogen. Der Abruf oder Versand von 20 läppischen E-Mails à durchschnittlich 30 kB kostet also im Inland gut 10 Euro, im Ausland gar gut 23 Euro! Wer häufiger Webseiten mit umfangreicherem Datenvolumen - z.B. Satellitenbilder und dergleichen - abruft, wird schnell sein Schiffchen verkaufen müssen, um die nächste Mobilfunkrechnung zu bezahlen! "UMTS-by-Call" bzw. "GPRS-by-Call" ist in meinen Augen offener Betrug, denn der ahnungslose Nutzer hat ja nicht einmal eine Möglichkeit, während der Nutzung den Verbrauch zu kontrollieren.

Allerdings ist ein Lichtstreif am Horizont zu sehen, denn die EU-Kommission hat den Mobilfunkbetreibern angedroht, die Gebühren gesetzlich zu begrenzen, wenn diese ihre Auslands-Datentarife nicht freiwillig auf ein Normalmaß zurückfahren. Eine ähnliche Drohung hat ja bereits bei den Sprachtarifen zum Erfolg geführt. Die ersten Tarifsenkungen sind nun auch bereits erfolgt: Neuerdings bietet z.B. die E-Plus Billigtochter Simyo Datenroaming in allen EU-Ländern zu erträglichen 19 Cent pro 100 KB an (klick). Im Vodafone World Data Tarif, der seit Januar 2009 für alle Vodafone-Kunden automatisch gilt, kostet diese Leistung 19 Cent je 50 KB (klick). Immerhin, es tut sich was.

Hinweis: Man muss darauf achten, dass zusätzlich zu den Volumenpreisen oft noch ein paar Cent pro Verbindungsaufbau berechnet werden. Wenn man z.B. Push-Services nutzt (iPhone, Blackberry!), dann lauert hier eine versteckte Kostenfalle. In dem Fall ist es besser, Push auszuschalten und so zu verhindern, dass sich das Telefon alle paar Minuten mit dem Server verbindet.

Noch ein weiterer wichtiger Hinweis, der hoffentlich hilft, unliebsame Überraschungen zu vermeiden: Wenn eine Vodafone SIM-Karte in einem ausländischen Netz eingebucht ist, das nicht zu einem Kooperationspartner von Vodafone gehört, werden unkalkulierbare Beträge des fremdländischen Netzbetreibers berechnet. Um das zu vermeiden, muss das Handy unbedingt so konfiguriert werden, dass die Netzauswahl manuell getroffen wird.

(b) Spezielle Auslands-Datentarife

Für längere Auslandsaufenthalte interessanter sind spezielle Auslands-Volumentarife. Mit einem Volumentarif ist eine bestimmte Datenmenge pro Monat pauschal abgegolten, und jedes darüber hinaus gehende Megabyte ist ebenfalls weitaus preiswerter. Die Kosten liegen im Vergleich zu UMTS-by-Call deutlich (!) niedriger. Man muss sich lediglich für einen geeigneten Tarif entscheiden und sich darüber im Klaren sein, dass man sich für mindestens drei Monate fest bindet. Ein solches Paket ist für jeden, der mehr oder minder regelmäßig mobil zu surfen plant, unbedingt anzuraten, denn damit werden die Kosten überschaubar.

Auch hier scheint Vodafone die Nase vorn zu haben. Hier sind die Vodafone International Tarifmodelle zu finden: klick. Ähnliche Angebote gibt es auch von T-Mobile und O2.

Eine befreundete Crew hat seit Frühjahr 2005 am Liegeplatz auf Mallorca eine UMTS-Karte am Laptop im Einsatz, eine andere Crew nutzt eine solche in Griechenland, letztere mit einem Vodafone International Tarifmodell. Beide Crews sind hoch zufrieden. Nach ihren ersten Erfahrungen soll die Geschwindigkeit "pfeilschnell" sein, "gefühlt wie DSL", die Preise sollen sich in erträglichen Bereichen bewegen, und die Technik (Installation, Verbindungsaufbau usw.) soll sehr einfach beherrschbar sein.


B. Surfen mit Prepaid-Karte aus dem Reiseland

(a) UMTS/GPRS by Call

Wenn man im Reiseland ohnehin mit lokalen Prepaidkarten telefonieren möchte (s. Seite Mobil telefonieren), dann sollte man auf jeden Fall fragen, ob damit auch UMTS/GPRS Datenübertragung möglich ist. Bisher wurde das von den lokalen Anbietern kaum angeboten, doch sollte sich das angesichts der enormen Nachfrage sicher bald zum Positiven ändern.

(b) Spezielle Datentarife

Womöglich bieten die örtlichen Mobilfunkanbieter bald auch Prepaid-Karten an mit speziellen Datentarifen.

In der Türkei zum Beispiel haben wir 2004/2005 die preisgünstigste Möglichkeit eines schnellen Datenzugangs überhaupt gefunden: Der türkische Mobilfunkprovider Turkcell bot damals schnellen GPRS Internet-Zugang sogar per Prepaidkarte an! Man muss die Daten-Funktionalität lediglich einmal von Turkcell freischalten lassen, dazu genügt ein Telefonanruf (+90 212 4440532). Die Kosten liegen dann unter 1 Euro pro Megabyte! Das ist sensationell billig, verglichen mit allen anderen Tarifen, die uns bekannt sind!

Es ist mir nicht bekannt, ob diese Möglichkeit derzeit noch besteht. Also fragen. (Aber Achtung: Eigenes Mobiltelefon & türkische Mobilfunk-Karte: klick.) Auch, ob es derartige Angebote auch in anderen Ländern gibt, ist mir aktuell nichts bekannt. Für diesbezügliche Informationen bin ich immer dankbar und werde diese dann gerne hier aktualisieren.

Nachtrag (März 2009) --- Udo Hinnerkopf schrieb mir dazu Folgendes :

GPRS kann in der Türkei mit Prepaid-Karten (Freischaltung vorausgesetzt) bestellt werden. Es kosten:

1. Wochenration: 50 MB = 5 TL = 2,50 EUR
50 MB mit 25 Punkte

2. Monatsration: 100 Punkte = 18 TL = 9 EUR
100 MB mit 75 Punkte
1 GB mit 400 Punkte
3 GB mit 600 Punkte

Und hier noch ein Link zur Türkcell-Seite mit Infos zu GPRS: klick!


C. Angebote von Spezialisten nutzen

Es gibt in Deutschland ein paar Spezialisten, die SIM-Karten anbieten, mit denen man in zahlreichen Ländern preiswert mobil surfen kann. Auf der Link-Seite habe ich einige aufgeführt. United Mobile scheint besonders interessant zu sein. Die Bestellung der SIM-Karten ist über das Internet möglich


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TelTarif
Mobiles
Internet
im Ausland


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2. WiFi


WiFi
WLAN ist die Abkürzung für Wireless LAN oder Wireless Local Area Network. Also ein drahtloses lokales Netzwerk. Der alternative Begriff WiFi steht übrigens laut Wikipedia "... nicht für Wireless Fidelity, wie man in populärer Analogie zu HiFi annehmen könnte, sondern ist ein für Marketingzwecke erfundener Kunstbegriff." Zahlreiche zentrale Begegnungsstätten wie Hotels, Flughäfen, Bahnhöfe, Universitäten, Internetcafés sind bereits oder werden gerade mit WLAN-Hotspots (Einwahlknoten) ausgerüstet. Auch jedes McDonalds Restaurant oder Starbucks Café weltweit. Es wird nicht mehr lange dauern bis auch die letzte Marina mit WLAN ausgestattet ist. Dann packt man sein WLAN-fähiges Notebook, setzt sich mit einem schönen Glas Wein ins Cockpit und geht ruckzuck online. Einfacher geht's nicht. Und in der Regel weitaus billiger als alle Mobilfunk-Lösungen. Wenn man nicht das Glück hat, einen freien Zugang zu finden, kann man oft gegen moderate Bezahlung surfen. Pro Stunde muss man grob mit zirka 2 bis 6 Euro rechnen.

Die in Computern eingebauten Antennen haben allerdings in aller Regel nur wenige Meter Reichweite. Bei 50 m kann man schon froh sein, mehr ist großes Glück. Deshalb gibt es spezielle aktive WLAN-Antennen, die die Empfangs-Reichweite vervielfachen können. Zumindest versprechen das die Anbieter. Es gibt sie als Richtantenne (z. B. hier) oder Rundstrahl-Antenne (z. B. hier). Dabei dürfte die Richtantenne eine größere Reichweite haben, ist aber auf einen unbeweglichen, festen Stand angewiesen; die Rundstrahlantenne dagegen kann auch bei geringfügiger Bewegung funktionieren, etwa am Ankerplatz vor dem netten kleinen Hafenort, in dem es mehrere offene WiFi-Hotspots gibt ...

Zum Thema WiFi-Adapter habe ich nachfolgend eine kleine Frage-und-Antwort-Liste zusammengestellt. Die klugen Antworten auf meine naiven Fragen stammen vom Skipper Gottfried der SY Harmony, einem ausgewiesenen Fachmann auf dem Gebiet der Elektrotechnik und Elektronik:


FRAGE:
Was ist der Unterschied zwischen WLAN-"Adapter", -"Antenne" und -"Verstärker"?

ANTWORT:
WLAN-Adapter
hat die bessere Elektronik, wie die im PC oder Notebook eingebaute, (diese hat max. nur eine Sendeleistung die gesetzlich auf der Welt zulässig ist = 100 mW, damit niemand auf Dauer Schaden nimmt.) Mit den externen Kästchen (Adaptern) nochmal den gleichen Zweck wie eingebaut, jedoch mit verschieden Sendeleistungen zu erhalten, die günstigen Standard WLAN USB/Stick haben auch nur max. 100mW. Nun gibts auf dem Markt stärkere: 200 bis 500 mW. Der von mir erwähnte Alfa hat 500 mW.

WLAN-Verstärker werden eingebaut um bei lokalen WLAN-Netzen den Empfangsbereich zu vergrössern. Dieser nimmt den Datenstrom auf und gibt ihn mit "frischer" Energie wieder weiter, wie Relay Stationen.

WLAN-Antennen: Wie bereits von Dir beschrieben: Richtantenne = flache Platten, weitere Strecken, muss aber auf Hotspot ausgerichtet werden. Rundstrahler = Stab, besser für vor Anker liegende Schiffe. Die Empfangs-"Stärke" der Signale wird in "dBi" angegeben.


FRAGE:
Welche Werte sind wirklich relevant? Auf welche Werte muss man so als Segler bei der Auswahl des richtigen Gerätes achten?

ANTWORT:
Alle 3 Punkte sind wichtig:
a)  Sendeleistung
b)  Empfangsempfindlichkeit der Elektronikbauteile (bei dem Alfa gegeben )
c) eine gute Antenne, wie bereits beschrieben: Richtantenne empfängt uns sendet "gebündel" auf ein schmalen Sektor, muss auf den Hotspot ausgerichtet werden, Rundstrahler besser für vor Anker liegende Schiffe.


FRAGE:
Wie einfach oder kompliziert ist die Handhabung?  

ANTWORT:
Einfach.


FRAGE:
Softwareinstallation erforderlich?  

ANTWORT:
Ja, die Treiber für den Adapter müssen vor dem Anstecken an den USB Port installiert werden.


FRAGE:
Last not least: Bezugsquellen?

ANTWORT:
Z. B. Yatow
Yatow hat das Angebot für Bluewater Segler auch für unser Forum gemacht:
Segler Paket USB High Power Adapter Alfa mit einer 9 dBi Rundstrahlantenne.
Preis: 59 Euro plus Versand
Diese Paket ist schon von mehren Seglern getestet worden und als gut befunden worden.


FRAGE:
Deine Erfahrung damit?

ANTWORT:
Ich habe den Alfa installiert und sehe doppelt so viele Hotspots wie zuvor.

Also jetzt nochmal zum Mitschreiben:
Ich habe das eingebaute WLAN per Tastenschieber ausgeschaltet.
Den Treiber installiert.
Alfa per USB-Kabel angeschlossen.
Windows installiert den Alfa (ich meine es sind auch Treiber für Mac und Linux dabei).
Die Anwendungs-Software per Klick aufs Icon öffnen und nach Hotspots suchen.
Einen freien Hotspot per Doppelklick auswählen, dann verbindet er.
Bei einem verschlüsseltem Hotspot muss in der Kneipe (nach Essen und Umtrunk) der Schüssel erfragt werden.
Nach Doppelklick fragt er den Key ab (oft sind die verschlüsselten Namen einer Kneipe oder Hotel zuzuordnen).
Das Programm zeigt auch die Qualität des Empfangs der einzelnen Hotspots an.
Ich stelle den Adapter samt direkt angeschlossener 9 dBi Rundstrahlantenne oben ins Cockpit oder davor und per USB Kabel ca. 10m (mit  USB Verstärker Kabel bis 20m) zum Notebook.

In der TR gibt es übrigens viele WLANs, leider immer weniger freie, auch in GR nehmen die WLANs zu, noch sind freie dabei.





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