Übersicht 2000 | weiter |

Mallorca / Juni 2000

Teilzeit-Aussteiger

Pfingstmontag, der 12. Juni 2000. Ein bedeutender Tag. Heute beginnt unser "Aussteigerleben auf Zeit".

Am späten Nachmittag fahren uns unsere Freunde zum Flughafen Nürnberg. Der Abschied für so lange Zeit fällt schwer. Doch dann ist es soweit: wir sitzen im Flugzeug, fliegen einem neuen Lebensabschnitt entgegen. In den kommenden Jahren wollen wir für einige Sommermonate - also gewissermassen in "Teilzeit" - mit unserem Schiff auf dem Wasser leben. Nicht gerade ein klassischer Lebensbereich für uns fränkische Flachlandtiroler. Aber vielleicht gerade deshalb auch so spannend.


Vorfreude - noch in Nürnberg

Zwei Stunden später landen wir in Mallorca, der größten der Balearen-Inseln, unserer Heimat für die nächsten einhundertzwanzig Tage. Es ist kühl und bewölkt; in Nürnberg hatten wir noch 30 Grad Sommerhitze. Verkehrte Welt?

Unsere 38-Fuss Moody "Coco de Mer" wartet schon auf uns im Hafen des Real Club Nautic in Palma. In der frühen Abenddämmerung feiern wir dann endlich das Wiedersehen! Acht Monate ist es her, dass wir "Coco" vom Vorbesitzer gekauft und auf einem dreiwöchigen Törn rund Mallorca eingeweiht hatten. Es kommt uns vor wie gestern! Wir sind voller Vorfreude auf die vor uns liegenden Wochen und Monate!


Der Mastenwald des Real Club Nautico in Palma

Wir verstauen schnell die paar Kleinigkeiten, die wir im Handgepäck mitgebracht haben, dann inspizieren wir ausgiebig unser Schiff. Sie blitzt und blinkt, es ist eine wahre Freude. Fred und Shirley von Beka-Yachting haben sich wirklich gut um sie gekümmert. Wir wandern durch die Marina, bewundern andere Yachten, plaudern mit unseren Stegnachbarn.

Die fünf Kisten mit Ausrüstung, Kleidung und Büchern, die wir vor ein paar Wochen aus Nürnberg abgeschickt haben, liegen bestimmt schon im Büro bei Fred und Shirley. Und dort liegen sie gut, denn heute abend steht uns der Sinn nicht mehr nach Arbeit. So bummeln wir abends durch Palma und genießen bei Vino Tinto und Tapas das fast grenzenlose Gefühl der Freiheit, das uns an diesem Abend durchflutet. Was für ein Tag!

Am nächsten Morgen gibt es erst mal Kaffee und Bocadillos an der Hafenbar. Dann wird es ernst. Einkaufen und bunkern ist angesagt. Mit einem halben Tausender (in Euro) kurbeln wir massiv die mallorquinische Wirtschaft an. Dann schaffen wir die fette Beute per Mietwagen an Bord.


Während ich mich abschleppe, genießt Herta das Sonnenbad an Bord ;-)


Nach dem Großeinkauf

Der nächste Weg führt uns ins Büro zu Fred. Die Wiedersehensfreude ist groß. Dann entdecken wir in der Ecke des Büros zwei große Kartons; enthusiastisch stürzen wir uns auf sie. Das sind unsere neuen Mountainbikes! Richtige große 26-Zoll-Mountainbikes, aber zum Zusammenklappen! Entdeckt im Internet, gekauft auf der "Boot" in Düsseldorf, und vom Händler direkt hierher geschickt. Sofort drehen wir eine Runde, wir sind begeistert! Da sie faltbar sind, werden wir schon einen Platz dafür auf Coco finden.


Wir sind begeistert von den neuen Mountainbikes

Die Kartons mit Ausrüstung sind als nächstes dran. Mit vereinten Kräften schaffen wir sie zum Schiff. Dann räumen wir ein. Coco stellt sich als wahres Raumwunder dar, die eineinhalb Kubikmeter Waren sind bald im Bauch unseres Schiffs verschwunden, ohne Probleme.

Ausgepumpt und verschwitzt genießen wir am Abend die Dusche, dann feiern wir den Abschluß des Tages downtown.

Unser Freund Frank schickt per SMS einen Klingelton auf unser Handy, die maritime Melodie "Veermaster", stilgerecht und passend zum Anlaß. Wird sofort aktiviert! Überhaupt sind - durch SMS und e-Mail - die Kontakte mit den Freunden beinahe noch intensiver als zuhause. Alle wollen wissen, wie es uns geht, ob wir schon auf See sind, wie das Wetter ist, wie Coco ist, ob Herta auch nett zu mir ist...

Die folgenden Tage sind wir damit beschäftigt, Coco törnklar zu machen, einige Wartungsarbeiten durchzuführen und uns selbst an einen langsameren Rhythmus zu gewöhnen. Gar nicht so einfach, letzteres!

Und dann ist es soweit: am 19. Juni werfen wir die Leinen los! Das Abenteuer beginnt!



Kurs Mallorca Südwest. Die Sonne strahlt, wir ebenfalls. Der Wind ist schwach, kommt von vorne. Mit Maschinenhilfe runden wir nach knapp zwei Stunden Punta Cala Figuera, dann entscheiden wir uns schnell entschlossen für einen Stop in der tief eingeschnittenen Cala Santa Ponsa. Vielleicht gibt es hier ja einen schönen Liegeplatz, unser Törnhandbuch jedenfalls sagt dazu nicht viel. Und tatsächlich, kurz hinter der Einfahrt zum teuren Hafen liegt eine weiträumige Ankerbucht. Der Anker fällt auf fünf Metern, wir erholen uns von den "Strapazen" des Tages. Ich denke an die Mahnungen von Alfred, und bleibe - dick mit Lichtschutzfaktor 25 eingecremt - immer schön im Schatten. Später schwimmen wir im weichen Licht der untergehenden Sonne ein paar Runden um unser Schiff.

Ist das Leben nicht wunderbar!!?



Coco ankert in der Bucht von Santa Ponsa

Übersicht 2000 | weiter |