Ibiza / Juli 2000
Animation auf Ibiza
Nach ein paar entspannten Tagen in der Bucht von Santa Ponsa auf Mallorca entschließen wir uns, unsere Seefestigkeit mal einem Test zu unterziehen. Der Skipper ist ja bekanntermaßen anfällig für morbus maritimus, das Elend der Seekrankheit. Eine Überfahrt auf die Nachbarinsel Ibiza - ohne Landsicht - wäre da doch genau das Richtige...!Riesige Containerschiffe kreuzen unseren Weg
Also gehen wir in den frühen Morgenstunden des 26. Juni ankerauf. Bei schwachem Wind mit 3 Beaufort nehmen wir alsbald unseren 50 PS-Volvodiesel zu Hilfe. Je näher wir der Insel kommen, um so schaukeliger wird's. Jedoch, wir erreichen Ibiza gesund und munter, Stutgeron sei Dank! Einundsechzig Seemeilen in acht Stunden; sicher nicht wahnsinnig beeindruckend, dennoch sind wir stolz auf unsere Leistung, denn es war unser bisher längster Törn ohne Landsicht. Jeder fängt mal klein an...
In der schönen neuen Marina von Santa Eulalia an der Ostküste Ibizas fährt Herta das erste Anlegemanöver der Saison. So butterweich, dass wir beide nur staunen können!
Zwei Nächte liegen wir in Santa Eulalia. Wegen der vorherrschenden Windrichtung aus Ost, und weil Marinas unsere Bordkasse doch arg strapazieren, ankern wir in der folgenden Zeit dann überwiegend an der Nordwestseite. Außerdem ist Ankern romantischer...!
Marina Santa Eulalia, Ibiza-Ost
Erst mal werfen wir also Anker in der Bucht von Portinatx im Nordwesten von Ibiza (39°06,7'N 001°26,5'E). Laut Handbuch war das mal eine idyllische Naturbucht. Heute treiben englische Animateure, lautsprecherunterstützt, ihr übles Handwerk bis spät in die Nacht. Außerdem ist ja Fußball-Europameisterschaft angesagt, und das bekommt man hier aus den Lokalen voll mit. Die Buchtbeschallung ist technisch auf bestem Niveau. Leider nur technisch.
In der Bucht lernen wir das Skipperpaar der Segelyacht "Eternamente" kennen, Freunde von Freunden, wie sich herausstellt! Die Welt ist wirklich klein. Wir machen das Beste, was man in dieser Bucht machen kann, und mischen uns am Abend zu viert unter die fussballgegeisterte Menge in einem der Strandlokale.
Am frühen Morgen des nächsten Tages flüchten wir. Wir verkrümeln uns in eine fünf Meilen weiter südwestlich gelegene Bucht, die Cala Binirras. Dort suchen wir uns natürlich den besten Ankerplatz, das ist das Vorrecht der ersten Ankömmlinge. Vor der Einfahrt der Bucht ragt ein hoher Monolith einsam in den Himmel, hinter dem des Abends malerisch die Sonne versinkt. Ein unbeschreiblicher Anblick!
Diese traumhafte Szenerie lockt auch ein buntes Hippie-Völkchen an, die sich hier allabendlich am Strand versammeln. Die Bongos trommeln rythmisch bis spät in die Nacht. Vor dieser Kulisse fühlen wir uns wie King & Queen of Bongo. Außer uns liegen hier nur zwei andere Yachten. Es ist das Paradies. Wie soll man das beschreiben???
Cala Binirras auf Ibiza
Rund um diesen Ausgangspunkt radeln, laufen und schwimmen wir während der nächsten Tage reichlich. Meine Wadln sind schon so dick, daß ich meine Hosen bald unten weiter und oben enger machen lassen muß!! Damit das mit oben enger nicht passiert, gehen wir vorsichtshalber immer gut essen. Die Radln haben sich jetzt schon voll gelohnt, weil was soll man denn sonst mit der ganzen Zeit anfangen...?? Und es macht ziemlich Spaß! Nur heiß ist es ein bißchen, aber was soll's. Gibt gute Kondi.
Die "Berge" hier in Ibiza sind lange nicht so schlimm wie die in Mallorca, das schaffen wir gut - im kleinsten Gang! Ich bin mittlerweile schon halber Fahrradmechaniker, Dieselmaschinenbauer und Elektriker. Lese noch kaum die mitgebrachten Romane, nur Handbücher, und fachsimple viel mit den einheimischen Fachleuten. Erst hat die Lichtmaschine nicht geladen, weil der Keilriemen zu locker war, dann stimmte die Landstromladeanzeige nicht, bis meine Hilfselektronikerin hier an Bord ein bißchen an den SET- und MODE-Knöpfchen rumgespielt hat, jetzt stimmt wieder alles, keiner weiß, warum. Gute Mitarbeiter braucht man! Besonders solche, die Tag und Nacht im gelben Tanga rumrennen. DAS ist Motivation! Dann fällt ein Stecker von der Lichtmaschine ab; ich lokalisiere und behebe das Problem. Bin mächtig stolz auf mich!! Irgendwas ist immer.
3. Juli. Starker Schwell wirft uns frühmorgens aus den Kojen. Nach Tagen herrlicher Ruhe in dieser wunderbaren Bucht streben wir nun wieder lebhafteren Aktivitäten entgegen. Die Wettervorhersagen prophezeien Westwind, ideal für einen Schlag an die Ostküste hinüber, nach Ibiza Stadt.
Die Segel in Schmetterling-Stellung, alles ausgebaumt, runden wir die Nordküste. Nach einem Ankerstop in der Cala Llonga, wo wir Freunde besuchen, die dort im Hotel abgestiegen sind, schippern wir weiter nach Ibiza Stadt. Dort laufen wir in die Marina Botafoch, die soll ja so komfortabel sein. Nun, teuer ist es auf jeden Fall. Das Einklarieren im Marinabüro wird zur Schocktherapie: 13.800 Pesetas pro Nacht, rund 85 Euro. Wasser und Strom extra...! Der schöne Ausblick hinüber zur Dalt Vila, der Altstadt von Ibiza Stadt, dient wohl als Rechtfertigung für diese Preise. Hier bleiben wir bestimmt nicht lange.
Wenn schon, denn schon, denken wir uns, und hauen abends noch den Rest der Bordkasse auf den Kopf, bei - immerhin wirklich köstlichen - Chicken Wings in einem der teuren Marina-Restaurants.
Einen Tag gönnen wir uns noch für die Erkundung von Ibiza Stadt. Die Altstadt ist ein Fest für's Auge. Ständig weht ein leichter Luftzug durch die Gassen der hoch gelegenen Dalt Vila und macht die Hitze erträglich.
Ibiza ist die Stadt der Beautiful People und Nachtschwärmer. Da wir der Disco-Szene eher weniger zugeneigt sind, widerstehen wir dem Besuch einer der Superdiscos wie dem "El Divino" oder dem "Pacha", wenngleich wir mit Einladungskärtchen regelrecht überhäuft werden. Statt dessen schlendern wir nach einem genußvollen Dinner noch durch die Gassen des Ortes, trinken hier und da ein Glas Tinto. Es wird spät, oder besser gesagt früh. Wir genehmigen uns noch einen letzten Absacker in einer der zahlreichen Bars, dann machen wir uns auf den "Nachhauseweg" zu Coco, komfortabel per Wassertaxi.
Impressionen aus Ibiza-Stadt
Aufgebrezelt
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