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Barcelona / August 2000

Grossstadtflair

Am letzten Samstag in Soller bläst noch ein kräftiger Mistral aus dem Löwengolf . Die Überfahrt ans spanische Festland verschieben wir deshalb auf Sonntag. Am Sonntag nachmittag laden wir uns noch die aktuellen Windvorhersagekarten aus dem Internet herunter. Alles perfekt, also: ankerauf und los! Die ersten zwei, drei Stunden freuen wir uns an herrlichem Segelwind, unter voller Besegelung geht es mit fünf, sechs Knoten Speed dahin. Später müssen wir die Maschine dazunehmen. Wir genießen einen grandiosen Sonnenuntergang, ohne Landsicht rundum. Türkis, Blau, Rosa, Violett, alles dabei. Zum aufziehenden Sternenhimmel schalten wir die vorgeschriebenen Lichter ein, wozu haben wir's schließlich gelernt?! Zwei Stunden später haben wir schon drei Sternschnuppen gezählt!


Sonnenuntergang auf der Überfahrt nach Barcelona


Nachtwache übernächtigt

Zehn Minuten vor Mitternacht: Finstere Nacht, mondlos, nur die Sterne leuchten über uns. Alles ist ruhig. 1.700 m bis zum Meeresgrund unter uns, rund fünfzig Seemeilen - geschätzt sieben Stunden - zum Festland. Plötzlich kracht's und scheppert's, das ganze Schiff zittert, wir verlieren abrupt Fahrt. Sofort sind wir hellwach. Erster Griff: Gang raus. Um uns herum watteweiche Dunkelheit, der Horizont verschwimmt im schwarzgrauen Dunst. Zu sehen ist nichts. Nach einiger Überlegung sind wir uns sicher: wir haben ein Fischernetz eingefangen. Volltreffer. Ich denke schon an mitternächtliche Tauchgänge. Doch nach kurzer Zeit und ein paar Manövern nehmen wir wieder Fahrt auf. Im Heckwasser verlieren wir irgendwelches Zeugs, das im Strahl der Taschenlampe grünlich schimmert. Vermutlich durch den Propeller gedrehter Fisch. Wir hoffen, daß wir uns keine Leine auf die Welle gezogen haben. Nach einer viertel, halben Stunde ist einigermaßen klar, daß wir Glück gehabt haben. Der Schock sitzt in den alten Knochen! Der Rest der Fahrt verläuft ruhig und ohne weitere Aufregungen. Schon gegen zwei Uhr, noch 40 Meilen entfernt, ist der Lichtschein Barcelonas am Horizont zu sehen. In 20 Seemeilen Distanz ist die Stadt auch zu riechen! Kurz nach sieben Uhr morgens laufen wir unter der Klappbrücke in den riesigen Hafenbereich von Barcelona ein. Die Coco-Crew ist zwar leicht übermüdet, doch stark euphorisch!

Wir melden unser Kommen bei einem schwer verschlafenen Marinero über Funk an. Der beordert uns erst mal zum Wartekai. Eine Stunde später, um acht Uhr, ist dann das Büro besetzt und wir werden empfangen. Man weist uns einen Liegeplatz zu

Als wir vom Transitkai ablegen, um Coco zum Liegeplatz zu verholen, merken wir plötzlich, daß wir manövrierbehindert sind! Die Maschine setzt aus beim Umschalten von Vor auf Zurück. Das hat gerade noch gefehlt! Irgendwas muß in der Schraube sein. Über Funk erbitten wir Unterstützung beim Anlegemanöver, und nähern uns unserer Box. Die erweist sich aber leider als bereits belegt. Und von der zugesagten Unterstützung ist weit und breit nichts zu sehen. Wir disponieren um, solange noch Fahrt im Schiff ist, und steuern zielstrebig die nächste freie Box an. Gerade mit viel Glück und ohne Schramme festgemacht, schnarrt eine Stimme aus dem Funk, dies sei die falsche Box... Leicht verärgert schildere ich die Situation. Mit Hilfe des dann doch noch hinzu gekommenen Marineros verlegen wir uns schließlich in die richtige Box. Willkommen in Barcelona!


Logbucheintrag nach dem unfreiwilligen Tauchgang

Dann kommt der besonders "erfreuliche" Part: Fun Diving im Hafenbecken! Da kommt Stimmung auf. Trotz trüber Sicht finde ich unseren Prop und befreie ihn von den eingeklemmten Plastikfolien, die wir wohl hier im Hafen aufgegabelt haben. Hinterher erzählt mir Herta von vorbeitreibenden, toten Fischen und anderen schönen Sachen im Hafen. Ich dusche drei Mal sehr intensiv!

Nun liegen wir also in der Marina Port Vell, mitten im Herzen von Barcelona, fünf Minuten vom Gotischen Viertel entfernt. Von diesem ideal gelegenen Basislager aus spulen wir das klassische Barcelona-Programm ab: die alten Stadtteile (Barrios), die Sagrada Familia, Parc Güell, Gaudi, Seilbahn auf den Montjiuch, die olympischen Stadien, Miro, Picasso, eine phantastische Fotoausstellung mit Luftbildern der Erde, eine Barcelona-Rundfahrt mit dem Bus Turistic, die bunten Märkte. Nur Museu de Erotic darf ich nicht...!



Märkte in Barcelona

Eines Abends steigt an unserem Steg eine BBQ-Party mit internationaler Beteiligung. Engländer, Kanadier, Amerikaner, Südafrikaner, Australier Deutsche, Italiener und Franzosen liegen hier. Manche für Tage, andere für Monate, ein paar für Jahre! Der Tauschhandel blüht, besonders Bücher finden neue Liebhaber. Es wird fachgesimpelt, und wir bekommen viel Seemansgarn und starken Tobak zu hören. Bier und Wein fließen reichlich, die Holzstege biegen sich. Wenn ich zurück komme, habe ich sicher keine Cholesterinprobleme mehr. Aber dafür ein Alkoholproblem...!

Eindrücke aus Barcelona:


Architektur von Gaudi


Sagrada Familia


Port Vell - der Hafen in der Altstadt von Barcelona



Botanische Eindrücke


Street Life in Barcelona


Im Barrio Gotico


Shoppen in Barca


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